Ministerpräsident schwang Taktstock
"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!" Gemäß dieser alten Volksweisheit traten die Mitglieder der Stadtkapelle am vergangenen Sonntag die Heimreise aus Berlin an.
Ob ein Selfie mit der Bundeskanzlerin, Musizieren unter Ministerpräsident Kretschmann, oder Abdancen mit Renate Künast, es sind nur wenige Beispiele der vielen Eindrücke und Erlebnisse. Aber der Reihe nach: Die Idee für die Fahrt nach Berlin stammte vom Vorsitzenden der Stadtkapelle, Christian Schulze, der aufmerksam wurde auf die Möglichkeit, als Musikverein die "Stallwächterparty" der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin mitzugestalten.
Mit Bürgermeister Roland Burger und MdB Dorothee Schlegel (SPD), die den Kontakt zum damaligen Bundesratsminister Peter Friedrich (SPD) herstellten, hatte er gleich wichtige Förderer dieser Idee im Boot. Darüber hinaus engagierten sich auch die drei anderen Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Odenwald-Tauber Margarete Horb, Nina Warken und Alois Gerig (alle CDU) für diese Bildungsfahrt.
Viel Prominenz
Kaum hatten die Musiker am Abend im Eingangsbereich der Landesvertretung ihren Platz eingenommen, begann auch schon das Stelldichein aus Bundes- und Landesprominenz. Dirigent Alexander Monsch hatte eigens ein musikalisches Programm erstellt, das diesem Abend in idealer Weise gerecht wurde. Immer wieder gab es Lob für die musikalischen Leistungen und kräftiger Beifall spornte die Stadtkapelle an. Dabei war es für die Musiker eine große Herausforderung, bei der Vielzahl der flanierenden Promis aus Politik und kulturellem Leben die Konzentration für das Musizieren hoch zu halten. Höhepunkt war sicher das Dirigat von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der die Strophen des "Badener-Land" textsicher und aus voller Überzeugung intonierte.
Und plötzlich stand auch tatsächlich Bundeskanzlerin Angela Merkel inmitten der Musiker, um in unkomplizierter Weise Smalltalk zu halten und geduldig für Selfies zu posieren. Da war es dann kaum noch verwunderlich, dass auch Finanzminister Schäuble innehielt und sich an seinen 70. Geburtstag erinnerte, der ihm von der Stadtkapelle im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung in der Buchener Stadthalle musikalisch umrahmt wurde. Der neue Landwirtschaftsminister Peter Hauk dirigierte zu der "Fischerin vom Bodensee", und so hatte die Buchener Politprominenz, bestehend aus Landrat Dr. Achim Brötel und Bürgermeister Roland Burger, im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Das verlorene Halbfinalspiel geriet schnell in Vergessenheit und man nutzte die Gelegenheit, das Haus der Landesvertretung bei kulinarischen Leckerbissen aus dem Ländle und aus Indien, gemäß dem ausgegebenen Mottos "Vom Bodensee bis Bollywood", bis tief in die Nacht über alle Stockwerke zu erkunden.
Politische Bildung
Am nächsten Morgen stand dann die politische Bildung im Vordergrund. Mit dem Besuch auf der Tribüne des Bundestages durfte man ein weiteres Highlight erleben, stand doch die namentliche Abstimmung des neuen Erneuerbare-Energie-Gesetzes an. Man erlebte live wie Bundeswirtschaftsminister Gabriel für die Zustimmung warb, während der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter dies naturgemäß anders sah.
Im Anschluss hatten die vier Abgeordneten des Wahlkreises zum Gespräch eingeladen und nutzten die Gelegenheit, über ihre vielfältige und zeitintensive Arbeit zu berichten. Dabei durfte man spüren wie intensiv und parteiübergreifend sie zum Wohl des ländlichen Raumes, und natürlich ihres Wahlkreises zusammenarbeiten. Der anschließende Rundgang führte in das Herz des Politbetriebes, mit den Fraktionsräumen und Büros der Abgeordneten. Eine Spreerundfahrt am Nachmittag rundete diesen informativen Tag ab. Wer am anderen Morgen gedacht hatte, Stadtführungen seien langatmig, durfte sich eines Besseren belehren lassen. In einer Mischung aus historischen Fakten, lebensnahen Geschichten über Bewohner und echt Berliner Schnauze, gelang es der Stadtführerin die Reisegruppe zu fesseln und trotz kurzer Nächte die volle Aufmerksamkeit zu binden. Ein Platzkonzert am berühmten Alexanderplatz schloss sich an, bei dem die Passanten gerne inne hielten und mit kräftigem Applaus dankten.
Ein krasser Gegensatz zum lebhaften und jungen Berlin bildete schließlich der Besuch des ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Die dortige Führung durch ehemals gefangene Zeitzeugen und ihre Biografien beeindruckten tief. Ein Muss für jeden Berlinbesucher. Den Abend nutze man, um in vielfältiger Weise die pulsierende Metropole zu erleben. So endete eine erlebnisreiche Fahrt in die Hauptstadt in dem Bewusstsein aller Teilnehmer, dass Berlin immer eine Reise wert ist.
© Fränkische Nachrichten (12. Juli 2016)